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Unter der Linde - Walther von der Vogelweide - Melodie hier. ... (Christina, Ulrike)
Mittelhochdeutscher Text | Übersetzung |
under der linden an der heide, dâ unser zweier bette was, dâ mugt ir vinden schône beide gebrochen bluomen unde gras. vor dem walde in einem tal - tandaradei! schöne sanc die nachtigal. |
Unter der Linde an der Heide wo unser beider Bette war dort könnt ihr finden beides, liebevoll zerdrückte Blumen und Gras vor dem Walde in einem Tal - Tandaradei! sang schön die Nachtigall. |
ich kam gegangen zuo der ouwe, dô was mîn friedel komen ê. dâ wart ich enpfangen hêre frouwe, daz ich bin sælic iemer mê. kuster mich? Wol tûsentstunt! tandaradei! seht wie rôt mir ist der munt. |
Ich kam gegangen zu der Aue (Wiese), wohin mein Liebster schon gekommen war. Dort wurde ich empfangen, (als) stolze Geliebte (oder: verehrte Frau), (so) daß ich für immer glücklich sein werde. Küsste er mich? Wohl tausendmal! Tandaradei! Seht, wie rot mir der Mund geworden ist. |
dô het er gemachet alsô rîche von bluomen eine bettestat. des wirt noch gelachet inneclîche, kumt iemen an daz selbe pfat. bî den rôsen er wol mac - tandaradei! merken, wâ mirz houbet lac. |
Dort hatte er gemachet so prächtig (oder: verschwenderisch) aus den Blumen ein Bettlager, darüber wird noch sehr herzlich gelacht werden, wenn jemand den selben Wege entlang kommt. An den Rosen kann er wohl, Tandaradei! sehen, wo mein Kopf lag. |
daz er bî mir læge, wessez iemen, - nu enwelle got - sô schamt ich mich. wes er mit mir pflæge, niemer niemen bevinde daz, wan er und ich, und ein kleinez vogellîn - tandaradei! daz mac wol getriuwe sîn. |
Daß er bei mir lag, wüßte das jemand, das wolle Gott nicht, so schämte ich mich, was er mit mir tat, niemals niemand erfahre das, ausser er und ich, und ein kleines Vögelein, Tandaradei! das wird wohl verschwiegen sein. |
Walther von der Vogelweide (Wikipedia)
Das Gedicht Under der linden (L. 39,11) thematisiert die Liebe zwischen einem Ritter und einem einfachen Mädchen in der freien Natur, es markiert die Abkehr vom Ideal der "Hohen Minne" des Ritters zur höhergestellten Dame, die unerfüllt bleibt. Walther hat selbst in verschiedenen Liedern über Hohe Minne und Niedere Minne philosophiert und schließlich das neue Ideal der "ebenen Minne" - einer erfüllten Liebe von gleich zu gleich - entwickelt. Walthers "Mädchenlieder", deren herausragendstes Werk dieses ist, lösen zeitlich wahrscheinlich die Frühphase, die stark vom klassischen Minnesang geprägt ist, ab. Hier trat Walther als Konkurrent Reinmars des Alten ( Reimars von Hagenau ) auf.
( Dieser Artikel enthält Material aus der 1911er Ausgabe der Encyclopedia Britannica . )